Musik erzählt. Elektronische Musik im zeitgenössischen Roman

Die Möglichkeit, seit Ende des 19. Jahrhunderts Klänge elektronisch zu produzieren und zu reproduzieren, hat die Wahrnehmung für die Materialität von Musik im Laufe des 20. Jahrhunderts immer weiter geschärft. Durch neue Studiotechniken wurde der Klang sicht- und greifbar gemacht, konnte zerschnitten und abgemischt werden. Autoren der Beat Generation eigneten sich diese Möglichkeiten an und versuchten sie, auf das Textmaterial anzuwenden. Doch was geschieht genau, wenn Literatur elektrifiziert wird? Der Untersuchung dienen deutsche und französische Werke seit den 1980er Jahren, Werke von Rainald Goetz (Irre, Rave) und Virginie Despentes (Bye bye Blondie, Vernon Subutex), die neuere Entwicklungen der „electronic revolution“ (W.S. Burroughs) hervorheben. Beide Autoren bedienen sich der Nähe zur Musik um neue Kompositionsprinzipien, Raumgestaltungen und Figurenkonstellationen zu entwerfen, die in den jüngsten Werken – entgegen den Anfängen der Popliteratur – auch politische Stellungnahmen zum Umgang mit Rauschen und Geräusch skizzieren.